Ein etwas anderes Update: Mein Low Buy März

Regale mit Büchern und gemütlicher Sessel
Mein Lieblingsplatz, wenn ich nicht raus darf (und überhaupt): meine Leseecke.

Seit meinem letzten Low Buy Update ist ja doch einiges passiert, oder, um es mit einem meiner liebsten englischen Sprüche zu sagen: that escalated quickly.

Abseits von Ausgangssperren und Hamsterkäufen konnte ich die erste Märzwoche noch in ein paar Geschenke investieren, schließlich hatten der Held meines Herzens und ich Anfang des Monats unseren Jahrestag. Die zweite Monatshälfte hatte dann eindeutig ein Corona-Motto, allerdings weniger bierselig, als man bei dieser Bezeichnung noch vor wenigen Monaten hätte meinen können. Alles in allem also chaotisch, überraschend und ein wenig teuerer als erwartet.

Aber alles der Reihe nach.

Herzensdinge in meiner Welt

Der Held meines Herzens und ich hatten Anfang März unseren Jahrestag, und diesmal sogar einen ganz besonderen, nämlich den fünften. Das mag für manche nach nicht viel klingen, in meiner kleinen Welt ist das aber eine Sensation, nicht nur aufgrund der Zahl, sondern vor allem aufgrund der schlichten Erfreulichkeit der Dinge, wie sie immer noch sind. Dementsprechend möchte man sich gemeinsam dann eben auch feiern. Normalerweise setzen wir uns immer ein recht überschaubares Budget, da es schließlich mehr um den Anlass denn um das Aufgebot an Geschenken geht. Meistens gibt es ein Buch, weil wir beide gerne lesen, und dazu noch eine kleine Überraschung. Diesmal hatte der Held meines Herzens unser Budget jedoch schleichend auf 50 Euro hochgetrieben, was mich dann natürlich angespornt hat, dieser Summe gerecht zu werden. Das habe ich auch geschafft, inklusive Glücksgriff-Buch, denn es ist gar nicht so leicht für einen leidenschaftlichen Leser, der so ganz andere literarische Sphären bevorzugt als ich, was schönes zu finden. Ich hatte echt Glück und fand zum richtigen Zeitpunkt was Japanisches …

Kurzum, die erste Woche hatte es in sich. Und irgendwie wurde es auch danach nicht ruhiger.

Hast du noch alle Rollen im Regal?

Wie an anderer Stelle berichtet, setze ich mich ja vor allem seit meiner Low Buy Challenge mit organisiertem und geplanten Lebensmitteleinkauf auseinander. Neben meinem Wunsch nach weniger Bullshit in den heimischen Regalen ist es schließlich auch so, dass ich mir schöneres vorstellen kann, als viermal wöchentlich in den Supermarkt zu latschen, weil wir wieder mal irgendeine Kleinigkeit übersehen haben. Meine Essenplanung und damit einhergehende Einkaufsoptimierung hat die letzten Monate recht gut funktioniert, auch ohne Hamsterkäufe. Bis Corona eben.

Die Woche vor der Ausgangssperre verbrachte ich krank im Bett und war dementsprechend gesellschaftlich out of order. Die ersten Anzeichen, dass sich da draußen in der Welt wichtiges tut, habe ich an dem Abend wahrgenommen, als der Held meines Herzens mit sechs Packungen Katzenfutter nach Hause kam, “sicherheitshalber”. Welche Sicherheit er da genau meinen könnte, war mir noch nicht klar – und ist es eigentlich auch heute nicht, aber ich bin trotzdem dankbar, dass er so vorausschauend mitgedacht hat. Mich beschlich jedoch der leise Verdacht, dass ich hier im Bett womöglich nicht alles so genau mitbekomme. Einmal nachlesen auf der Website der Regionalnachrichten bestätigte dies.

Vier Tage später war ich denn auch im Homeoffice und auf halbem Weg zum Großeinkauf meines Lebens.

Ein Blick in die Regale für Klopapier legt die Vermutung nahe, wir hätten es mit Cholera und nicht Corona zu tun. Italienische Nudelprodukte sind ausverkauft denn es könnte ja – ja was denn? Keine Barilla-Nudeln mehr geben, weil in Italien grad die Kacke so richtig am Dampfen ist? Meine Lieblingshafermilch ist aus, weil die Hipster beim Hamstern besonders flott sind. Es sind nur wenige Menschen da, und die kaufen alle viel ein. Fast alle. Das bekommt eine Eigendynamik, der man sich fast nicht entziehen kann. Dann lieber doch noch das dritte Pesto einpacken, hält doch eh so lange. Dosentomaten, wunderbar, Sugo für Wochen.

Auch wir haben viel eingekauft, und weil wir mittlerweile nur mehr einmal wöchentlich zum Supermarkt gehen, kostet das dementsprechend. Das schockiert mich zwar jedes Mal wieder, allerdings habe ich meine Schnappatmung beim Bezahlvorgang mittlerweile im Griff und zudem erkannt, dass wir damit insgesamt wahrscheinlich trotzdem sogar noch was sparen, weil man tendenziell beim “schnell noch in den Supermarkt gehen” mehr mitnimmt als bei einem organisierten Wocheneinkauf mit Liste und Überblick.

Her mit meinen Jessicas!

Ganz konnte ich mich der allgemeinen Verunsicherung, als sie mich denn auch mal erreicht hat, dann nicht entziehen. Wenn es scheint, als würde die Welt, wie ich sie kenne, womöglich mal eine zeitlang auf Pause gehen, dann möchte ich mich mit allem, was mich seelisch in Watte packt, einigeln können. Dazu gehören auch meine literarisch mittelwertvollen, heißgeliebten Murder, She Wrote-Romane, die für mich eine direkte Verbindung zur Heldin meiner Kindheit, J. B. Fletcher, darstellen. Mit dem Rundumkauf einer netten Anzahl meiner Jessicas habe ich denn nicht nur mein Buchbudget ans Limit geführt, sondern wurde auch daran erinnert, dass Jessicas ‘Co-Autor’ Donald Bain leider verstorben ist und nun ein anderer Autor die Reihe übernommen hat. Teils mäßige Kritiken und üble Verrisse lassen mich meine erste ‘neue Jessica’ fürchten, was dem eigentlichen Beruhigungseffekt meines Bücherkaufs übrigens nicht zuträglich war. Noch habe ich einige Jessicas in gewohnter Manier auf Vorrat. Für die Zeit danach kann ich nur hoffen, dass sich die Übernahme praktisch nahtlos gestaltet und Cabot Cove als internationale Mörderhauptstadt mit einzigartiger Aufklärungsrate durch eine Hobbydetektivin weiterhin Bestand hat. Es gibt einfach Grundfesten in dieser Welt, an denen niemand zu rütteln hat.

Kurz und gut, der Monat war in gewissen Bereichen recht unspektakulär. Da im April wohl auch großteils mit Ausgangssperren oder zumindest -einschränkungen zu rechnen ist und ich zum Glück keine große Online-Shopperin mehr bin, spekuliere ich auf eine weitere kleine Investition für mein Sparkonto. Kurzarbeit sei Dank – ja, auch ich, und ich bin mal froh drum – wird mein Gehalt in den kommenden Monaten Einschnitte aufweisen, und da wäre ein wenig Extrafluff im Pölsterchen ja nicht schlecht…

Soviel zu meinem Low-Buy-März – hat wer andere Erfahrungen gemacht, vor allem in Zusammenhang mit Hamsterkäufen und Krisenpanik? Geht es bei manchen jetzt richtig los mit online shoppen?

Was auch immer ihr macht, passt gut auf euch auf und bleibt gesund – alles Gute! :)

p.s: Ich habe vier Tage für diesen Post gebraucht, mein Antrieb lässt derzeit zu wünschen übrig. Ich hoffe auf baldige Besserung und weniger textliche Verspätung in Zukunft…

Mehr oder Weniger? Mein Low Buy Februar Update

Midori Traveler's notebook ausgepackt
Asche auf mein Haupt: Ich habe diesen Monat was neues gekauft.

Ein weiterer Monat mit selbstauferlegtem Konsumverzicht liegt hinter mir und im Rückblick muss ich doch zugeben, dass es ein wenig anders gelaufen ist, als ich mir gedacht hatte. Aber das ist ja nichts neues.

Versuchung oder Verbesserung?

Über eine kleine Heldinnentat bei großer Versuchung habe ich diesen Monat bereits berichtet. Doch darüber hinaus hat sich noch eine weiterer potentieller Neuerwerb eingeschlichen, der nach viel grübeln und diskutieren zum tatsächlichen Neuerwerb wurde: ein (ehemals Midori) Traveler’s Notebook der Traveler’s Company Japan.

Über die Vorzüge des Bullet-Journal-Konzepts für mein ADHS-Hirn habe ich an anderer Stelle bereits kurz berichtet. Dass es sich im Laufe der letzten (bald) zwei Jahre tatsächlich als Segen für meine zerpflückte Wahrnehmung erwiesen hat, praktisch alles in ein Buch zu packen und in diesem völlig frei nach meinen Bedürfnissen und Vorstellungen gestalten zu dürfen, hat mich von der seit langem gehypten Bullet-Journal-Methode überzeugt. Über die Jahre haben sich aber natürlich auch bestimmte Muster entwickelt, die für mich das Bullet Journal eben besonders wertvoll machen, allerdings auch dazu beitragen, dass es womöglich nicht von Vorteil ist, es absolut überallhin mitzunehmen oder genau so zu verwenden, wie ich es derzeit tue. Zum einen ist das der Umstand, dass ich mein Bullet Journal auch als eine Art Tagebuch verwende und sich darin dementsprechend sehr persönlich Einträge finden. Das möchte man ja dann doch nicht unbedingt im Büro liegen lassen. Zum anderen führe ich relativ viele fortlaufende Listen – Bücherwunschlisten, Podcast-Trackers, Kochinspirationslisten u.v.m. – die ich jedes mal wieder in eine neues Bullet Journal übertragen muss, wenn ich nicht zwischen zwei alten und einem neuen Journal hin- und herspringen möchte. All das ist Jammern auf hohem Niveau, aber nichtsdestotrotz eine Überlegung.

Der Held meines Herzens hatte sich vor einiger Zeit ein Grand Voyageur XL von Paper Republic gekauft, dessen Prinzip – verschiedene Notizhefte zu unterschiedlichen Themen in einem Einband zusammengebracht – mir zwar gut gefallen hat, nicht aber das Format, ein klassischer A5-Einband. Ich verwende zwar für mein Bullet Journal ebenfalls ein A5 Notizbuch von Dingbats, das ich vor allem wegen der ausgezeichneten Papierqualität und dem Nachhaltigkeitsansatz des Unternehmens schätze, das mir aber eigentlich ebenfalls zu breit ist. Mein Lieblingsformat ist das der klassischen Moleskine-Notizbücher, deren Papier aber wiederum so dünn ist, dass das Durchscheinen von Stiften und Tinte leider ein wenig too much für meinen Geschmack war.

Auf Instagram (wo sonst) kam mir nun das Traveler’s Notebook der Traveler’s Company Japan (ehemals Midori) unter, das eben jene Idee der verschiedenen Notizhefte mit einem für ich absolut traumhaften Format vereint. Ein kleiner Laden vor Ort hatte das Traveler’s Notebook inklusive verschiedener Notizhefte und Zubehör lagernd und nach langen Überlegungen und Diskussionen mit dem inspirierenden Held meines Herzens habe ich dann tatsächlich auch zugeschlagen. Seit zwei Wochen stelle ich mein Traveler’s Notebook zusammen, seit heute (1. März) geht es nun auch als Bullet Journal an den Start. Wie es sich bewähren wird, was mein erster Eindruck ist und wie ich dieses Notebook-System für mich verwende, möchte ich in einem eigenen Post näher betrachten.

Für diesen Post sei festgehalten, dass ich mit mir gerungen habe, ob dieser Kauf wirklich gerechtfertigt ist. Wer selbst gerne mit Notizbüchern und Journals arbeitet weiß, dass es nicht immer leicht ist, ein gutes System für sich selbst zu finden. Für manche ist es völlig egal, welche Art von Notizbuch sie nutzen, Hauptsache, es ist aus Papier und sieht gut aus. Andere wiederum probieren verschiedene Formate, Papierstärken, Hersteller, Designvorstellungen und mehr. Meine Herangehensweise liegt irgendwo in der Mitte. Aber offen für Verbesserungsvorschläge bin ich fast immer. So nun auch hier. Trotz Low Buy Jahr. 

Ein kleiner Kompromiss

Um den Kauf des Notebooks zumindest irgendwie zu kompensieren, gab es diesen Monat keine neuen Bücher. Damit will ich nicht signalisieren, dass Buch doch Buch ist, egal ob “Notiz-“ davor steht – das wäre Augenwischerei. Vielmehr möchte ich so doch Bewusstsein für das Motto dieses Jahres schaffen, in dem es eben gerade darum geht, dass nicht alles geht. Wenn ich etwas Neues entdecke, von dem ich mir eine deutliche Verbesserung in wichtigen Bereichen meines Lebens verspreche, dann soll auch in diesem Low Buy Jahr Platz für eine entsprechende Anschaffung oder Neuerung sein – deshalb ist es ja schließlich auch ein Low Buy und kein No Buy Jahr, das wäre mir tatsächlich zu eng gewesen. ABER – und hier folgt ein sehr großes ABER – es bleibt bei einem Jahr, in dem die Neuentdeckung und Nutzung dessen, was ich bereits besitze, vor dem ständigen Neuerwerb von Dingen, die ich eigentlich irgendwie ähnlich bereits besitze und dementsprechend nicht brauche, Vorrang hat. Was bisher auch sehr gut klappt. Und auch weiterhin gut klappen soll …

Um diese Abweichung vom vorgegebenen Kurs also zumindest anzuerkennen, gab es nun diesen Monat kein einziges neues Buch für mich. Was ich auch gut überlebt habe, schließlich habe ich drei Regale voll mit vielen tollen Geschichten, die nur darauf warten, unter all den Stapeln an ungelesenen Neuerwerbungen ebenfalls entdeckt zu werden. Vier Tage viraler Infekt gaben Anlass genug, mal wieder ein wenig zu stöbern, zu finden, zu lesen und zu erkennen, dass vielleicht doch nicht alles so toll ist, was da wartet. Aber das ist gut so, weil ganz normal. Und trotzdem interessant.

Sonst was neues?

Abgesehen von tiergehenden Gewissenskonflikten und großen Versuchungen war mein Februar ein angenehm unaufgeregter Monat. Ein paar Geburtstage, ein paar Rechnungen, aber ansonsten keine nennenswerten Abenteuer. Ich konnte mich noch nicht zur Budgeterstellung motivieren, vermute (und/oder hoffe) aber, dass ich mein Sparziel dieses Monat ohne gröbere Einschnitte erreicht habe.

Verabredungen zum Essen und etwaige Einladungen lagen innerhalb meiner Kalkulationen und somit im Rahmen dessen, was ich dieses Jahr so machen “darf”, um die gemeinsame Zeit mit lieben Menschen nicht bei einem Glas Wasser und trockenem Zwieback bestreiten zu müssen. Die Essensplanung trägt weiterhin zur Übersichtlichkeit der Ausgaben bei und außer ein wenig Bastelzeug, das ersetzt bzw. neu angeschafft wurde, gab es keine gröberen monetären Verluste zu beklagen.

Der Start in den März ist also ein optimistischer, in mehrfacher Hinsicht. Ob sich der Optimismus halten lässt, wird sich noch zeigen, schließlich sind unsere Wege ja dann doch oft ein wenig verschlungener und aufregender, als wir uns das so vorstellen. Es bleibt uns allen, das beste daraus zu machen …

Als denn, dann wollen wir mal :)

  

Alltägliche Vergesslichkeiten: Lebensmitteleinkauf für Fortgeschrittene

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Zeugen unnötiger Lebenmitteleinkäufe: die Avocado soll seit einer Woche zu einem Aufstrich verarbeitet werden und die Tomaten ruhen sanft in einem Plastikbettchen. Aber immerhin gibt es selbstgemachtes Bärlauchsalz (wer ungern kocht, würzt umso sorgfältiger…).

Der Alltag bringt in der Regel die beste Inspiration und mit dem Bedürfnis, über dieses Thema mal was zu schreiben, spiele ich schon seit Wochen (eigentlich Monaten; aber so lange gibt es diese Seite ja noch nicht mal …). Nachdem ich dann auch noch einen sehr interessanten und inspirierenden Post zu dem Thema von Herrn Schwarz auf aminimalistpoc.wordpress.com lesen durfte (sehr zu empfehlen und hier zu finden!!), hab ich jetzt all meine verfügbare Konzentration und Muße zusammengekramt, mein Kopfchaos beiseite geschoben und lasse mich über meine eigenen Unzulänglichkeiten aus, diesmal in Bezug auf einen wichtigen Aspekt des schnöden Alltags: Lebensmittel einkaufen.

Bei Lebensmitteln bin ich an sich von Natur aus minimalistisch, weil mein Repertoire an Kochkompetenzen überschaubar ist (höflich umschrieben) – ich koche nicht so gerne, weil mir das einfach keinen Spaß macht. Dementsprechend interessiere ich mich auch nicht für Essenstrends, fancy neue “Superfoods”, “energy tea” oder “das Gold der Mayas”, was aber auch daher kommt, dass ich selbst immer mal wieder beruflich Marketingluft schnuppern darf und mir davon schon schlecht genug wird, auch ohne neuestes Lebensretterkorn. Und ich schreibe das hier jetzt auch nicht, weil ich hier überkritisch, superklug und super-hinter-die-Kulissen-blickend oder was derartiges bin; ich interessiere mich ehrlich nicht für Essen. Tolle Gewürze, schicke Zubereitungsmethoden, Garzeiten, Spezialzutaten: nicht meine Welt. Ich esse gerne was leckeres, aber für mich ist Mozzarella mit Tomaten und frischem Basilikum auch schon lecker, da brauche ich nicht mehr. Mein gelebtes Desinteresse heißt aber auch nicht, dass ich nur von Fertigzeugs und Lieferservice lebe, ganz im Gegenteil; ich verstehe Nahrung als Treibstoff für meinen Körper und versuche immer gut darauf zu achten, dass ich meinen Körper möglichst gut und wertig “betanke” – nur die Extras, also Waschanlage, Felgen polieren und regelmäßiger Ölwechsel, die fehlen eben.

Fleischlos glücklich – simple living?

Ich bin heute ganz bewusst Vegetarierin, was für mich aber keine allzu große Umstellung war, da ich an sich nie viel Fleisch gegessen habe. WENN überhaupt regelmäßig Fleisch am Speiseplan stand dann nur, weil ich gerade mit jemandem liiert war, der gerne Fleisch aß UND kochen konnte – ich selbst habe nie gerne Fleisch verkocht, konnte es auch nie wirklich gut und habe es deshalb ausgesprochen selten gemacht. Ich war eher noch an der Snacktheke zuhause, hier mal ein Schinkenbrötchen, dort mal eine Leberkässemmel (hatte ich vorhin nicht etwas von “wertigem” Treibstoff geschwafelt? Tja …), das war mein Fleisch. Mit der Umstellung auf ein bewusstes vegetarisches Leben vor ein paar Monaten haben sich für mich und den Held meines Herzens also vor allem unsere Einkaufsgewohnheiten und weniger unsere Kochabläufe verändert. Und genau hier liegt auch der Tofuhund begraben, sozusagen.

Die Auseinandersetzung mit Minimalismus, einem bewussteren Umgang mit den Dingen in meinem Leben und deren Qualität hat natürlich auch dazu geführt, dass ich und wir nun mit mehr Bedacht unsere Lebensmittel einkaufen. Das meint nicht nur bio, fair oder regional, sondern auch Verpackungsmenge und -art und Menge an sich. Es gibt Dinge, die ich zwar mag, aber nicht mehr kaufe, weil ich das Zuviel an Plastik drumherum einfach nicht mehr akzeptieren will. Die stärkste Stimme, die ich als Konsumentin habe ist jene der ehemaligen Konsumentin – was mir nicht passt, wird nicht mehr gekauft. Ich kaufe nicht mehr im Vorratspack, weil ich nicht mehr so viel wegwerfen will und es auch nicht mag, wenn überall was rumsteht und alles vollgeräumt ist – wir wohnen in der Innenstadt, in einem Radius von 10 Minuten Gehzeit erreichen wir sechs Lebensmittelläden, darunter auch einen Biosupermarkt. Ich muss also nicht vier Tonnen Nudeln/Reis/Kartoffeln horten, nur weil ich grad mal wieder bei Aldi war. Wo ich übrigens einige Nudelsorten auch nicht mehr kaufe, weil darin Eier aus Bodenhaltung enthalten sind …


Was ist mir jetzt wirklich wichtig?

Womit wir schon beim nächsten Thema wäre: wo differenziere ich, was beachte ich, wann fällt es mir auf und welche Konsequenzen ziehe ich daraus? Das mit den Eiern aus Bodenhaltung in den Aldi-Nudeln ist mir erst vor einiger Zeit aufgefallen, obwohl es sehr wahrscheinlich schon seit Jahren schön leserlich mitten auf der Verpackung steht. Bananen kaufe ich immer noch, trotz langer und entsprechend klimaschädlicher Transportwege, weil sie als Energiespender beim und nach dem Sport für mich Gold wert sind und die beste natürlich Basis für Smoothies, die ich kenne; und wenn ich richtig hungrig und planlos einkaufen gehe, dann habe ich am Ende immer irgendwas fleischloses in einem Plastikbehälter in der Hand, egal wie gut und gesund meine Vorsätze waren. Vorletztes Jahr habe ich im örtlichen Unverpacktladen ein paar Obst- und Gemüsenetze gekauft, damit ich in Zukunft auf die kleinen Plastiktüten beim Obst- und Gemüsekauf verzichten kann. In eineinhalb Jahren hatte ich die Teile gerade mal bei vier Einkäufen dabei, einmal sogar umsonst. Ich habe den Griff zur Stofftasche für meine Einkäufe über die Jahre verinnerlicht und nehme vielleicht dreimal im Jahr eine Tüte im Supermarkt, weil es nicht anders geht; meine Gemüsebeutelchen liegen immer schön bereit auf der Kommode im Flur, während ich im Supermarkt stehe und mir nur kurz denke: “ach shit!”. Alltägliche Gedankenlosigkeit, die mich wahnsinnig ärgert. Natürlich ist das keine schlichte Gleichgültigkeit, sonst hätte ich mir – auch mit Blick auf meine Freude am zunehmend reduzierten Leben – die Teilchen nicht ins Haus geholt. Wenn ich mit mir nicht allzu streng sein will dann weiß ich auch, dass ich einfach furchtbarFURCHTBAR zerstreut bin und das bei mir nomal ist – manchmal kann ich meine eigenen Sätze nicht beenden, weil ich nicht mehr weiß, was ich eigentlich sagen wollte. ABER es ist nicht Sinn und Zeck der Sache, hier ständig Ausreden für das ADHS-Hirn zu finden. Fakt ist, dass alltägliche Vergesslichkeit dazu führt, dass gute Vorsätze das bleiben, was sie sind: Vorsätze.
Ich werde mir die Gemüsebeutelchen in Zukunft mit der Einkaufstasche zusammenpacken, dann funktioniert das hoffentlich besser. Einen Versuch ist es mit Sicherheit wert. Mein Fokus liegt in erster Linie auf einem reduzierteren, klareren “Sein”, auch wenn das jetzt esoterischer klingt, als mir lieb ist (und Esoterik ist mir gar nicht lieb, ich bin Atheistin und gänzlich unspirituell, ich hab mit den weltlichen Angelegenheiten schon genug zu tun …). Was ich damit meine ist vor allem, dass es mir leichter fällt, mich selbst und meinen Alltag zu organisieren, je weniger unnötiges Zeugs anfällt und um mich rum ist. Und dazu gehört im weitesten Sinne natürlich auch der Alltag in der Küche und all das Drumherum. Küchenutensilien ausmisten ist eines, und das habe ich auch schon längst erledigt; zu erkennen, dass die Welt und das eigene Konto nicht zusammenbricht, wenn man nicht bei jedem Supersparangebot eines Lebensmittels, das man theoretisch gerne isst, sofort dreifach zuschlägt, nur um dann die Hälfte wegzuwerfen, zu verschenken oder drei Jahre im Küchenschrank zu lagern, ist was anderes und ein ganz entscheidender Fortschritt, so banal es klingen mag. Weniger ist mehr, und verhungert sind wir bis jetzt auch noch nicht. Läuft doch schon mal ganz okay.